Hendrik: Hey Colin! Wir haben uns Anfang 2018 kennengelernt. Und jetzt bist Du als Partner bei BrandTrust hier im Podcast! Was macht Du gerade?
Colin: Ich bin genauso wie alle anderen gerade in der Corona Krisenbekämpfung. Und das mache ich in meiner Funktion als Partner bei der Firma BrandTrust. Bin jetzt seit acht Jahren bei Brand Trust dabei, war vorher im Automobilbusiness und habe 2 Mal gegründet.
Hendrik: Du sagst Corona Krisenbekämpfung. Vielleicht fangen wir mal kurz bei euch an, wie sieht es bei euch bei euch im Office aus? Was macht ihr denn da gerade für Kunden? Wir kennen das ja, ich weiß, was los ist.
Colin: Ich bin heute ausnahmsweise im Office. Krise bekämpfen bedeutet, glaube ich derzeit vor allen Dingen, das Mindset richtig zu setzen. So eine Krise, die wir alle noch nie hatten, die auch komplett irrational ist. Die Finanzkrise war mehr oder weniger selbstverschuldet. Bei Corona hatten wir alle keine Schuld.
Der Poldi aus Köln hat es mal anders gesagt: „Wir dürfen den Kopf nicht im Sand stecken.“ Wir müssen irgendwie in diesen Mindset bleiben, dass wir weiterarbeiten und dass wir nicht nur im Krisenmodus sind. Ich glaube, das ist gerade die größte Herausforderung bei uns. Auch zu überlegen, wie es weitegeht, wie können wir trotzdem Strategiearbeit machen, ohne dass man sich sieht, ohne dass man gemeinsam an einem Tisch sitzt? Das sind die Herausforderungen für uns.
Hendrik: Super spannend. Jetzt hast du gerade gesagt Strategie. Was beschäftigt Marken jetzt gerade?
Colin: Man glaubt ja irgendwie, dass bei allen sag ich mal Führungskräften irgendwo so ein gewisses Gespür dafür da ist, Marken zu führen, Unternehmen zu führen und auch meinetwegen in die Imagebildung zu gehen. Imagebildung ist ja jetzt nicht unser Thema. Das ist schon sehr, sehr Marketingsprech, aber ich red jetzt von dem einfachen Wort Imagebildung, dass ja jeder so ein bisschen die Basis irgendwie verstanden hat.
Und dann ist es doch immer wieder, dass genau in dieser irrationalen Situation, in der wir uns gerade befinden, dass dort Unternehmen einfach formidable Fehler machen.
Beispiel von einem Stahlunternehmen aus Norddeutschland. Groß, börsennotiert, hatten letztes Jahr ein extrem schlechtes Jahr.
Und dann wird der CEO auf einer Pressekonferenz zum aktuellen Thema angesprochen. Ja, sie seien jetzt in der Krise. Und es gibt jetzt hier das Problem Kita und Schulschließungen. Aber ganz ehrlich – Meine Mitarbeiter müssen trotzdem ganz normal zur Arbeit erscheinen. Und das jetzt mit Schule und Kindern und so weiter regeln, das ist, ehrlich gesagt nicht mein Thema.
Das musst Du Dir mal vorstellen. Das ist ja jetzt kein CEO von einem dahergelaufenen Startup oder Kiosk oder so. Das ist eine geschulte Führungskraft, die es nicht versteht, in dieser Krise adäquat zu handeln. Und das ist so ein Thema.
Wie also, wie schaffst du es vielleicht, in dem Moment zumindestens adäquat zu handeln? Dann gibts derzeit zwei Strategien.
Eine Strategie ist es am besten gar nichts zu tun. Wenn du nichts sagst, kannst du nichts falsch machen. Das kann aber wiederum auch zum Bumerang werden für dich, dass du, indem du nix sagst, alle auf dich warten und schauen.
Wann bewegst du dich vielleicht als Vorzeigeunternehmen, als Benchmark in der Kategorie. Es kann also gut sein, dass Du was tun musst. Und wenn Du was tust, sollte es am Besten möglichst zu dem passen, was die Leute von Dir erwarten.
Hendrik: Also, Krisenkommunikation ist gerade ganz klar das dominante Thema, der große Block für die meisten Unternehmen.
Colin: Krisenkommunikation und Haltung beweisen das ist ganz klarer Trend. Und ist es auch vielfach nachgewiesen, dass Konsumenten, Kunden von Unternehmen Haltung erwarten.
Egal zu welchem Thema, egal ob es um Sklaverei geht, ob es um Rassismus geht oder ob es um das aktuelle Thema geht. Wie agieren wir in so einer Pandemie letzendlich?
Hendrik: Was ist Eure Erfahrung dazu? Die Kunden rufen an und fragen, Colin, was soll ich jetzt eigentlich machen?
Colin: Durchaus. Die größte Frage derzeit ist speziell: Wie können wir uns dafür wappnen, dass in dem Moment, wo im Optimalfall und hoffentlich irgendwann wieder einigermaßen Normalität herrscht? Wie können wir dann dafür sorgen, dass dieser Start gelingt.
Das Thema Krisenkommunikation ist natürlich gerade ganz, ganz wichtig. Die zweite Ebene, die ich dort sehe, ist genau das richtige Mindset, das nicht in Traurigkeit verfällt. Was soll ich jetzt machen? Also nicht irgendwie fatalistisch, sondern dass du anfängst, dich zu wappnen für diesen Restart.
Es heißt, du hast jetzt vielleicht nicht mal in gewisser Weise den Luxus, dich um Themen zu kümmern als Unternehmung, um die du dich theoretisch relativ selten kümmern kannst. Also sind Messen ausgefallen? Ja. Die meisten Unternehmen sind interessanterweise total genial, haben echt flexibel reagiert. Virtual Conferences, Virtual Fairs, Virtual Hausmessen… gute Newsletter, die IGB hat innerhalb von ein paar Tagen einen Podcast auf die Beine gestellt. Und das sind natürlich gute Sachen. Aber der Punkt ist natürlich auch: Was tust Du in den restlichen 1-2 Monaten, wenn die Krise anhält?