Was ist ein Minimum Viable Product (MVP)?

Was ist ein Minimum Viable Product (MVP)? Und wie entwickelt man eins? In diesem Artikel erfährst Du mehr über den Nutzen eines MVP.

Ein Begriff ist im Lean-Startup-Universum allgegenwärtig: „MVP – Minimum Viable Product“.

Nein, dies hat nichts mit dem Most Valuable Player beim Basketball zu tun. Ist aber für ein Startup genau so wichtig. 😉

Ein Minimum Viable Product (MVP) soll Gründern, Product Managern und Growth Hackern helfen, keine Produkte zu entwickeln, die im Nachhinein niemand benötigt.

Anders gesagt hilft ein MVP dabei, herauszufinden, was Deine Kunden wirklich wollen. Klingt nach Magie? Ist es nicht.

Was bedeutet Minimum Viable Product (MVP)?

Übersetzt heißt „Minimum Viable Product“ so viel wie „Minimal Funktionsfähiges Produkt“. Das wird oft missverstanden, und viele MVPs werden viel zu komplex gebaut.

Später kriegst Du noch ein paar Beispiele von mir, aber lass uns für einen Moment noch einmal die drei entscheidenden Worte definieren:

Minimum

Minimum heißt so klein wie möglich. Bei einem MVP geht es immer darum, den Aufwand so gering wie möglich zu halten.

Das kann im Zweifel heißen, ein Produkt einfach auf ein Blatt Papier zu malen und Menschen in der Fußgängerzone zu zeigen. Ein MVP ist im Idealfall ein Produkt, mit dem Entwickler so gut wie keine Arbeit haben.

Funktionsfähig

Auch das wird oft missverstanden. Funktionsfähig heißt einfach, dass der Nutzen der erdachten Lösung dem potenziellen Benutzer klar wird. Paradoxerweise kann das heißen, dass beim Minimum Viable Product fast alle Funktionen weggelassen werden.

Produkt

Ein Produkt muss nichts sein, was Du so verkaufen würdest. Beim MVP geht es darum, die eigenen Ansprüche herunterzuschrauben – damit Du schneller testen kannst, und aus Deiner Idee nicht gleich ein Produkt machst. Denn oft ist eine gute Idee eben nur eine gute Idee, aber noch lange kein gutes Produkt…

Wie man ein richtiges MVP entwickelt

In der Produktentwicklung ist es super wichtig, so schnell wie möglich echtes Marktfeedback zu kriegen.

Der erste Schritt dazu sind oft Gespräche mit existierenden oder potenziellen Kunden, aus denen der Produktmanager dann entsprechende Produkthypothesen ableitet.

Als Erweiterung der Lean-Methodik validiert man jedoch mit einem MVP nicht nur die Produktidee, sondern direkt eine funktionierende Mini-Version des Produktes.

Richtig gemacht, lässt sich dann das Produkt auf der Basis von User-Feedbacks mit immer neuen Funktionalitäten und Features erweitern.

Ein Minimum Viable Produkt (MVP) beantwortet somit folgende Fragen:

  • Gibt es einen Markt für mein Produkt?
  • Welche Features brauchen die Kunden wirklich?
  • Welche Features sind nach dem MVP die wichtigsten?

„If you are not embarrassed by the first version of your product, you’ve launched too late.“ 

Reid Hoffmann – Co-Founder von Linkedin

Herausforderung eines MVP: Was ist wirklich „notwendig“?

Die große Herausforderung eines Produktmanagers ist es, im Vorfeld genau zu definieren, welche Funktionalitäten für den User wirklich notwendig sind, um genügend Nutzen zu stiften.

Es darf auf keinen Fall ein zu geringer Nutzen sein, denn dann ist der User wahrscheinlich sofort und vor allem auch für immer verloren.

Was lasse ich beim MVP weg?

Funktionalitäten, die häufig im ersten MVP weggelassen werden, da sie die User Experience nicht ad hoc beeinflussen, sind zum Beispiel die folgenden:

  • „Passwort zurücksetzen“
  • Bezahlfunktion
  • Rechtssichere Datenschutz- und AGB-Texte
  • Automatische Tests des Quellcodes
  • Hoch skalierbare Staging-Umgebung
  • Kein „schönes“ Design
  • Lange Ladezeiten

Was gehört immer in meinen MVP?

Funktionalitäten, die aus eigener Erfahrung, immer auch im MVP enthalten sein sollten:

  • Eine sehr gute und einfache Usability
  • Die Möglichkeit, User-Feedbacks abzugeben
  • Ein Impressum

Beispiele für MVPs: Dropbox und Zappos

„Butter bei die Fische“, wie sieht so ein MVP denn jetzt in der Praxis aus?

Wir kennen heute alle die Funktionsweise von Dropbox. Sichere beliebige Dateien in der Cloud, so dass du von überall darauf zugreifen kannst.

Als Dropbox vor vielen Jahren startete, hatte das Gründer-Team große Schwierigkeiten, die Funktionsweise und den Nutzen von Dropbox der großen weiten Welt zu erklären.

Niemand konnte sich vorstellen, warum es nützlich sein könnte, Dokumente und Dateien in der Cloud abzuspeichern. Sogar beim Einsammeln von Investment-Kapital hatten die Dropbox-Gründer Probleme.

Das Produkt als Prototypen zu bauen und vorzustellen, gestaltete sich zudem auch als sehr schwierig, da die Synchronisation von Ordnern mit der Dropbox sowie der Anspruch an Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit der Systeme enorm hoch sein mussten.

Kurz gesagt:

Es stand in den Sternen, ob ein solches Produkt am Markt Erfolg haben würde. Damit verbunden war das Risiko, ein solches Produkt sofort zu bauen, sehr hoch.

Es war schwierig. Bis zu dem Zeitpunkt, als Drew Houston, der CEO von Dropbox, ein Demo-Video drehte, in dem er die Funktionsweise von Dropbox zeigen konnte.

Auf der Social-Sharing-Plattform Digg.com war das Video dann ein Selbstläufer für die Zielgruppe der Digital Early Adopter.

Das Minimum Viable Product (MVP) war im Fall Dropbox also nur ein Video, keine voll ausprogrammierte Version des Produktes.

Durch Tausende Feedbacks und positive Rückmeldungen waren die Gespräche mit den VCs natürlich deutlich einfacher als zuvor. Denn offensichtlich gab es eine enorme Nachfrage nach dem Produkt.

Zappos: Manuell statt automatisch

Eines der bekanntesten MVP Beispiele in unserer Branche ist wohl der von Zappos – dem großen Online-Schuh-Retailer.

Nick Swinmurn hatte die Idee, Schuhe online zu verkaufen.

Um die Idee so schnell wie möglich zu validieren, suchte er Schuhläden in seiner Nähe und fotografierte die Schuhe im Schuhregal.

Anschließend bot er die Schuhe auf seiner Website zum Verkauf an.

Wurde ein Paar Schuhe tatsächlich online bestellt, zog er los, kaufte die Schuhe im Laden und verschickte sie dann selbst per Post.

Zahlungen und Retouren organisierte er anfangs natürlich ebenfalls selbst.

MVP
Der Zappos Online-Shop

In dieser Form natürlich kein skalierender Business-Case.

Aber das Beispiel verdeutlicht, dass man, um eine Produktidee zu validieren, oftmals keine großen Investments oder Aufwände benötigt.

Das Ende der Geschichte ist der Verkauf von Zappos im Jahr 2009 an Amazon für 1,2 Milliarden US-Dollar. Hat sich durchaus gelohnt, auf den Spuren von Al Bundy zu starten, oder?

Wie kann ich mit minimalem Aufwand testen?

Zugegeben: Ein gutes MVP erfordert Erfahrung und ein bisschen Kreativität. Frei nach Göthe: „Hätte ich mehr Zeit gehabt, hätte ich mich kürzer gefasst.“

Die Erfinder der Business Model und der Value Proposition Canvas haben in ihrem Buch „Testing Business Ideas“ über 50 Wege (mit Beispielen) vorgestellt, wie man ein Produkt effizient testen kann. Wenn Du also richtig einsteigen willst, ist das die perfekte Lektüre.

Was sind die Risiken eines MVP?

Gerade in Unternehmen mit einem großen Produktportfolio hat ein Produktprozess, der auf der Validierung von MVPs basiert, enorme Vorteile.

Wenn MVPs aber übereifrig als fertige Produkt betrachtet werden, kann das schnell zu Problemen führen.

Folgende Annahme: Der Markt bewegt sich rasant und die Konkurrenz hat ein gutes Feature vorgelegt. Die Produktentwickler müssen also entsprechend nachziehen, um den Vorsprung der Konkurrenz schnellstmöglich zu egalisieren.

Das MVP wird definiert, in Rekordgeschwindigkeit implementiert und auf den Markt gebracht. Die Sales-Abteilung wird beglückwünscht und mit dem Verkauf des MVPs auf die Reise geschickt.

Die Arbeit der Produktentwickler scheint erledigt und man beginnt direkt mit dem nächsten Projekt oder gar dem nächsten MVP. Aus der Perspektive der Vertriebler ist alles optimal. Sie haben ihr Feature bekommen und gewinnen auch die Salespitches wieder. Alles so weit, so gut, oder doch nicht?

MVPs sind immer nur ein Zwischenschritt

Nein. Diese Entwicklung ist für ein Unternehmen mittel- bis langfristig fatal, da es die Validierung des MVPs am Kunden so komplett vernachlässigt.

Für ein Unternehmen kann das schlimmstenfalls zur Konsequenz haben, dass es viele Features und Produkte nur im MVP-Status im Produktportfolio vorfindet, aber keines davon die User wirklich begeistert.

Langfristig werden die User sich nicht mit „nicht fertigen“ oder „nicht ausgereiften“ Produkten zufriedenstellen lassen. Zumindest nicht, wenn die Konkurrenz nur ein einziges Produkt auf dem Markt hat, das hingegen deutlich besser ist als die MVP-Version dieses Produktes. 

Minimum Loveable Product: Weiterentwicklung des MVP

Aus diesem Grund gibt es heute die Theorie des MLP – also des Minimum Loveable Products.

Ein MLP soll sicherstellen, dass man eben nicht nur einen kleinen Prototypen auf den Markt hat, der dann nicht weiterentwickelt wird, sondern die Kernanforderung beinhaltet, dass die User das Produkt auch schon mögen bzw. vielleicht sogar ein bisschen lieben können.

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